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Und da der jetzige Herr
darüber zu disponiren.
Landgraf mit allen Merkzeichen eines kindlichen Ge¬
horsams in den Willen dero Herrn Vaters sich eidlich
ergeben haben: so ist nicht zu zweifeln, daß nicht die
ganze Sache nach denen bekannten Contracten und
Gelübden solte beygeleget werden.
Catholischer
Seits giebt man sich recht viele unnütze Mühe, zu
beweisen, daß der Herr Landgraf nicht verbunden
sey, sein Wort zu halten. Allein die deshalb ange¬
führte Gründe sind nicht überzeugend gnung, und
die vorzügliche Denkart, und majestatische Gesinnun¬
gen dieses Fürsten lassen das Publicum auf einen
viel bessern Ausschlag der ganzen Sache hoffen.
Wir wollen aber doch zum Beschluß dieser Anzeige
ein paar grundfalsche Gedanken des Verfassers der
Privatgedanken anmerken, die der protestantischen
Religion, falls sie gültig wären, schaden könnten.
Er sagt, daß unsre Gottesgelehrte den römischen
Glauben, oder die Anhänger desselben nie verdammt
hätten; und daß, indem die Augsp. Conf. behauptet,
es müsse allezeit Ein Glaube und eine H. christliche
Kirche seyn, dies allein von der römischen Kirche
verstanden werden müsse. Diese beide Gedanken
sind so armselig und alt, daß sie fast keine Widerle¬
gung bedürfen. Wir verdammen weder die Catho¬
liken noch die Türken absolute, auch nicht einmal die
Heiden: denn das Recht, Anathema zu sprechen,
kommt GOtt allein zu. Aber wer wird aus unsrer
Nichtverdammung derer Heiden schliessen, daß die
heidnische Religion wahr sey? Eben so wenig folgt
dieser Schluß aus eben denen Prämissen für die rö¬
mische Kirche. Und wenn wir gleich behaupten, daß
die wahre Kirche zu allen Zeiten da gewesen sey: so
geben wir doch noch nicht damit zu, daß die römische
Kirche es gewesen sey. Wir sagen: sie sey bey und
unter allen denen gewesen, die GOttes Wort lauter
gelehret, und darnach gelebt haben. Wo sich solche
rechtschaffne Glieder der Kirche mögen aufgehalten
haben, überlassen wir der Erkentniß GOttes. Dar¬
aus aber, daß die römische Kirche viele Irthümer,
ausser und wider GOttes Wort, erst in dem 5ten ja
gar im 8ten und 17ten Jahrhundert angenommen
hat, wird wohl augenscheinlich folgen, daß sie gewiß
nicht mehr diejenige wahre Kirche seyn kann, die zur
Zeit der Apostel und nachher im 2ten und 3ten Sä=
Die apostolische Kirche ist es doch
culo da war.
nicht gewesen, welche das Abendmal unter Einerley
Gestalt angeordnet, das Lesen der Bibel denen Layen
verboten, und den Ehestand der Priester aufgehoben
hat? Mithin kann es auch nicht die römische Kir¬
che seyn, die nach GOttes Wort die Merkzeichen der
Wahrheit an sich hat, weil sie denen apostolischen
Verordnungen entgegen handelt. Kostet in den Kan¬
terschen Buchhandlungen 1 fl. 9 gr.
Aus einem Schreiben von Madame de la F- - über
ein sicheres Mittel, den Tod junger Kinder, bey
dem Ausbruche der Zähne zu verhüͤten.
Daß einem jeden Staate daran gelegen sey, alle
Mittel anzuwenden, durch Erzeugung gesunder Kin¬
der, die Anzahl der Einwohner und Bürger zu ver¬
mehren, daran hat noch niemand gezweifelt: Wie
angenehm es aber sey, sichere Mittel zur Erhaltung
dieser jungen Welt zu finden, solches wissen haupt¬
sächlich nur diejenigen, welche das oft beschwerliche
Glück genossen haben, den süssen Mutternamen zu
führen, und die, durch den frühzeitigen Verlust ihrer
Kinder, zu dem Grade betrübet worden sind, daß sie
gewünschet, selbige niemals erzeugt zu haben. Von
sunfzehn Kindern, die mir der Himmel in meiner
Ehe geschenkt hat, habe ich neun hinter einander ver=
loren, ehe ich das Mittel gesunden, den übrigen in
einer so gefährlichen Crisi, als diejenige ist, wann die
Zähne ausbrechen, Hülse zu leisten, und sie dem To¬
de zu entreissen. Die gedachten neune, als die ersten,
starben alle bey dem Ausbruche der Zähne; und die
sechs folgenden würden vermuthlich ein gleiches
Schicksal erfahren haben, wenn ich nicht so glücklich
gewesen wäre, durch ein sehr einfaches Mittel der
Gefahr vorzuheugen. Es bestehet dieses Mittel kürz=
lich darin, daß man zu der Zeit, wann die Kinder
die Schmerzen, welche die hervordringende Zähne
selbigen verursachen, durch ihr Geschrey verkündi¬
gen, das Zahnfleisch derselben öfters und fleißig mit
weissen oder sogenannten Jungfernhonig bestreichet
und reibet. Das Zahnfleisch wird dadurch geschmei¬
dig gemacht, und verstattet alsdenn, den jungen Zäh¬
nen einen leichteren Durchbruch. Je wenigeren Wi¬
derstand die Zähne finden, desto weniger werden
sich auch Confulsionen, Fieber und andere dergleichen
gefährliche Zufälle, durch die so manches Kind den
mütterlichen Armen entrissen wird, eräugen. Alle
diejenigen Personen, welchen ich dieses Mittel ange¬
rathen habe, haben es von einer so guten Wirkung
befunden, daß sie bey dem Ausbruche der Zähne nicht
ein einziges Kind eingebüsset.
Paris, den 15. März.
Am 9ten dieses, des Nachmittags, wurde in der
berüchtigten Sache des Hrn. Calas ein Definitivur¬
Nach selbigem werden die vier ange¬
theil gefaßt.
klagten Personen, als vollkommen unschuldig, los=
gesprochen; der gute Name und Nachruhm des un¬
glücklichen Calas, des Vaters, wird von aller Be=
schuldigung gereinigt, und in integrum hergestellet,
und seine Wittwe und Kinder haben die Erlaubniß
be¬