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London, den 5. März.
Was unsere einheimischen Geschäfte betrift, so ist erkannt worden.
die Sache des Lords Byron gegenwärtig diejenige,
von welcher man am meisten spricht.
Er hat im
Tower dasselbe Quartier, welches der berufene Hr.
Wilkes gehabt hat. Bloß die Kosten des Gerüstes,
welches seinetwegen für das Gericht in dem Westmüͤn¬
ster Saal aufgebauet wird, werden itzt auf 7500 Pf.
Sterl. berechnet. Von dem Parlemente ist nun für
denjenigen, welcher die Meereslänge völlig richtig
wird ausfindig machen, die erhöhete Summa von
30000 Pf. Sterl. ausgesetzet worden, und wer Bey¬
träge zur wichtigen Entdeckung liefert, soll, nach
Maaßgebung ihres Werths, ebenfalls belohnet wer¬
den. Bey Stallbridge ist neulich ein Aufstand unter
dem Volke gewesen, welches einige Mühlen und
Häuser geplündert und geschleift, und dabey eine
Menge Lebensmittel mit sich fortgeschleppet hat.
Franeker, den 9. März.
In dem benachbarten Dorfe Wiewerd hat man
eine Leiche aufgegraben, von der man versichert zu
seyn glaubt, daß sie ver Körper der im Jahr 1678
daselbst begrabenen gelehrten Anne Marie Schurman¬
nin sey. Ihre Gliedmaßen wurden ganz biegsam be¬
funden, wie an einem lebendigen Menschen, und
ihre Kleidung sah aus, wie Flittergold; welches letz¬
tere man einem gewissen, dem Senf ähnlichen Gesä¬
me, womit der Sarg angefüllt war, zuschreibt. Diese
gelehrte Jungfer war im Jahr 1607, aus einer an¬
sehnlichen Familie, zu Cöln geboren, und sprach nicht
nur Französisch, Italiänisch und Englisch mit der
gröͤßten Fertigkeit, sondern verstand auch die lateini=
sche, griechische und hebräische Sprachen, und hatte
keine geringe Kenntniß in der Geographie, Weltweis¬
heit, Geschichte, Mathematik, Theologie, Malerey,
Bildhauerkunst und Musik. Sie unterhielt mit den
gelehrtesten Männern ihrer Zeit einen starken Brief¬
wechsel. Es hätte nur an ihr gelegen, die Gemah¬
lin des Raths=Pensionarius, Jacob Cats, zu werden;
aber ihre Liebe zu den Wissenschaften vertrieb die
Neigung zum Ehestand. In ihren letzten Jahren
wurde sie eine Anhängerin des Labadie, den sie auf
seinen Reisen begleitete. Nach seinem Absterben begab
sie sich nach Wiewerd, wo sie am 5. May 1678 starb.
Rom, den 16. Febr.
Se. Kayserl. Maj. haben den hiesigen Buchdru¬
cker Komareck, wegen des, bey Gelegenheit der Rö¬
mischen Königswahl, von ihm herausgegebenen Bu¬
ches, Arcadia betittelt, mit einer goldenen Medaille
40 Scudi am Werth, begnadigt.
Genua, den 20. Febr.
Der Holländische Consul bey dieser Republik, Herr
du Moulin, ist von des Königs von Preußen Maj.
ebenfalls zu Dero Agenten und Consul allhier bestellt,
und in dieser Qualität von der hiesigen Regierung
Die Folgen des strengen Winters von
1762 = 1763, der allen Arten Getraide und allen
niedrigen Erdgewächsen am gauzen Mittelländischen
Meere so schadlich gewesen ist, und eine so große
Theurung in allen umliegenden Gegenden dieses Mee¬
res, weil kein Schnee gefallen war, verursachet hat,
zeigen sich nun auch auf eine sehr merkliche Art bey
den Bäumen und Baumfrüchten. Hauptsächlich ist
dieses bey dem Mandelbaume, und insonderheit bey
dem Olivenbaume, als dem zartesten unter allen,
zu ersehen. Denn, obgleich im vorigen Jahr eine
ziemliche Erndte von itztgedachten Bäumen gewesen
ist, welches jederzeit zu geschehen pfleget, wenn die
zarten Wurzeln der starken Baͤume durch heftige Kal¬
te oder durch andere Ursachen, geschwächet worden,
so sind doch erstere nachhero größtentheils ausgegan¬
gen, so, daß man nicht allein dieses Jahr, sondern
auch auf verschiedene folgende Jahre, sich wenige
Erndte wird versprechen können, destomehr, weil
der noch vorhandene Olivenbaum nicht treiben will,
und keine Blüthknospen mehr zeiget, daher zu be¬
fürchten ist, daß ein großer Theil dieser, dem ersten
Ansehen nach gutgebliebenen Baume ebenfalls erster¬
ben dürfte. Wegen dieser Umstände, und weil im
Jahr 1763 ein Mißwachs in vielen Gewächsen, und
besonders in den Oliven gewesen ist, auch der Land¬
mann fürerst kein Oel verkaufen will, steigen die
Preise des Oels täglich, und die Mandeln dürften in
kurzer Zeit ebenfalls zu einem so hohen Preise gelan¬
gen, als sie lange nicht gewesen sind.
Wilda, den 15. März.
Sr. Durchl. der Fürst Potkomarsi Radziwil sind
dieser Tagen in unserer Residenz angelanget, und
nachdem sich Dieselben in Ihren eigenen Affairen eine
kurze Zeit hieselbst aufgehalten haben, so reiseten
Sie gestern wieder von hier ab. Der Preis des Ge¬
traides ist gegenwärtig dieser. Die Tonne Gerste
gilt 17 fl. der Roggen 15 fl. 6 gr. der Haber 11 fl.
12 gr. Die letzte Königsbergische Post ist wegen
des schlimmen Weges noch nicht angekommen. Die
Kriegescommission in Grodno hat in Abwesenheit de¬
rer Feldherrn noch immer ihren Fortgang unter der
Aufsicht unseres Woywoden.
Wechsel-Cours & Species d. 28. Mart. 1765.
Amsterdam 41 Tage 309 gr.
71 Tage 3074gr.
Hamburg 3 W. 1334 gr.
6 W. 132gr.
Berlin
Dantzig 25 pr. Cto.
Ducaten neue 9 fl. 5 gr.
Alberts Taler 129 gr.
Rubel 1134 gr.
Alt Polnisch Geld 12 pr. Cto.
Diese Gelehrte und Politische Zeitung wird des Montag=
und Freytags Vormittags um 10 Uhr in dem
Kanterschen Buchladen ausgegeben.