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2024-07-31T15:44:18.546+02:00
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"ganze Thätigkeit behält. Es ist nicht anders, als
"ob er eine Erleichterung von einer schweren Büͤrde zu
"fühlen anfienge. Ein Mensch redet oft das erstemal,
„in seinem Leben, in dieser Stunde, ein sinnreiches
„Wort, giebt eine unerwartete weise Antwort
"Gedanken, Ausdruck — Miene, alles ist empha¬
"tisch. Wer kann dieses Räthsel erklären, wofern
„man nicht für gewiß annimmt, daß der Fall des
"Leibes die Seele nicht erschüttre?"
Diese eigenthümliche Worte des Helden, wieder
den wir streiten, enthalten eben so viel incompletes,
als falsches. Und nur ein paar Augenblicke reichen tiefen Reverenz, und erwiedert in ergebenster Ant
zu, um es zu zeigen.
Wenn der Verfasser diesen Gedanken etwa als eine
Parenthese mitten unter andern Beweisen, oder als
einen einzelnen Stein in dem ganzen Bollwerk der
Widerlegung des Ungläubigen gebraucht hätte: so
wäre ihm die Schwäche desselben zu vergeben. Aber
nun sagt er diesen Gedanken ganz allein, und zwar,
von der Unsterblichkeit überzeugen will, hinlänglich
zu widerlegen.
ein Ungläubiger. Der Ungläubige ist entweder ein
zwar die Unsterblichkeit der Seele, nur die Religion danken desto sichrer und stärker auswirken könn
glaubt er nicht, wenn er doch ein Ungläubiger heissen Was hat also unser Verfasser dem Ungläubigen
nicht nöthig. Er glaubt die Unsterblichkeit aus der glaubte, und am neugierigsten immer mehr zu e
Immaterialität und natürlichen Religion. Wird
sich aber wohl der Ungläubige, der ein Materialist
ist, durch diesen Beweis überzeugen lassen? wi¬
der den er schon dadurch eingenommen seyn muß
daß man ihm nicht zuvor die Nothwendigkeit der
einem so ungewissen Phanomenon, als dies ist, daß schwere Bürde von ihnen genommen wäre? Gebe
einige Sterbende eine Lebhaftigkeit, Stärke des
Geistes und Thätigkeit der Gedanken verrathen,
wider sich selbst schliessen? Nichts mehr, als das,
was er an denen Lebendigen tausendmal gesehen und
gehöret hat, daß sie nemlich lebhafte Vorstellungen
Gedanken, Thätigkeiten, Empfindungen äussern;
von denen er aber nie zugegeben hat, daß sie das,
was wir Seele nennen, voraussetzen, sondern nur
eine Art von feinen Modifikationen des Körpers sind.
Wenn er also an einem Sterbenden eben dies wahr¬
nimmt, daß er in der Stunde des Todes etwa ein
sinnreiches Wort spricht, eine unerwartete weise
Antwort giebt; so wird er nichts weiter als dies
davon sagen: das sey eben jene Modifikation der
feinsten Lebensgeister, die man auch an denen Leben¬
digen bemerkt hat. Aber wird er nun wohl gestehen,
dies sey ein Beweis für die Fortdauer der Seele?
Ja, könnte man einwenden, in jenem Bewei
liegt dieser Schluß verborgen: Wäre die Seele einer
ley mit dem Körper: so müßte ihre Lebhaftigkeit und
Stärke verloren gehen, nach dem Grade, da o
Lebhaftigkeit und Stärke des Körpers verloren gehl.
Bey einem schwindsüchtigen und ausgezehrten Kran=
ken aber, wo die Lebenskräfte gewiß verloren gehen
sieht man doch den lebhaftesten Geist; oder vielmehr,
nie war die Seele lebhafter, als in diesem Zustande
Mithin muß sie vom Leibe unterschieden seyn?
Der Gegner macht wider diesen Schluß eine
wort, daß er das nie geläugnet habe, als wenn nich
vielleicht das, was wir Denken nennen, durch etwar
von der groben Materie unterschiednes hervorgebrach
wäre. Die Lebensgeister, die so tausendfach abge
zogne, und durch mehr als chymische Operationen
geläuterte feinste Säfte des Gehirns vielleicht sind
das nicht die Werkzeuge der Gedanken? Sie sin
um den Ungläubigen, der sich aus der Bibel nicht von der groben Materie unterschieden; und eben
weil diese grobe Materie bey einem sterbende
Schwindsüchtigen weggenommen wird, so hat die
Der Feind also, den dieser Beweis treffen soll, ist ungleich feinere Materie, die nicht so gleich verdirbt,
sondern nur einen freyern Durchfluß und Cirken
Materialist, oder ein Immaterialist, und glaubt also lauf im Gehirn erlangt, jene Lebhaftigkeit der Ge¬
sell. In diesem Fall ist der Beweis für ihn gar wiesen? Das was der Ungläubige am liebsten
fahren wünschte.
Allein wir wollten dem Verfasser doch noch al
seinen höchsten Nöthen helfen, wenn nur das Exp
riment, welches er von seinen schwindsüchtigen Ster
benden anführt, so durchweg ausgemacht, und rich
Einfachheit der Seele und der Unsterblichkeit über= tig wäre. Ist es denn immer so wahr, daß die
haupt bewiesen hat? Was kann er doch wohl aus Leute sich so zu fühlen anfangen, als wenn eine
sie denn immer solche lebhafte Beyspiele von G
danken und sinnreichen Antworten? Sind die
Erfahrungen allgemein
Ich habe vor mein Theil eine Menge von Men¬
schen auch an der Schwindsucht sterben gesehen; al=
lein ich müßte wider meine Ohren und Augen lügen,
wenn ich hier mit Ja! antworten sollte. Zwar ei
nige, freilich, sind sinnreich und munter. Sie spre¬
chen mit Vernunft! Ein Baumgarten i
Frankfurt scherzte noch sehr unschuldig vor sei
nem Ende, da er versuchen wollte, in einem Buch
zu lesen: So weit, sagte er, ist Baumgarten her
unter gekommen, daß er nicht mehr deutsch lesen
Aber hat man denn nicht auch Bey=
kann! — —
spiele von solchen Leuten, die in hitzigen Krankyel
ten, oder vor Alter starben, daß sie noch zuletzt mun¬
ter und lebhaft dachten? Einige haben unter der
Hitz=