prov=READ-COOP:name=PyLaia@TranskribusPlatform:version=2.15.0:model_id=39995:lm=none:date=16_07_2024_15:38
        2024-07-16T14:44:26.815+02:00
        2024-07-16T15:38:14.709+02:00
        
    
    
        
            
                
                
                
            
        
        
        
            
            
                
                
                
                    zum 1ten Stück,
                
            
            
                
                
                
                    Beylage
                
            
            
                
                
                
                    
                
            
            
                
                
                
                    der Königsbergschen gelehrten und politischen Zeitung, 1771.
                
            
            
                
            
        
        
            
            
                
                
                
                    
                
            
            
                
                
                
                    Verschiedene Arten den Tag anzufangen.
                
            
            
                
                
                
                    Der natürliche Tag wird vom Aufgang der Sonne
                
            
            
                
                
                
                    bis zu ihrem Untergang gerechnet. Man bedient sich
                
            
            
                
                
                
                    desselben bey gewissen gerichtlichen Vorfallenheiten.
                
            
            
                
                
                
                    Der künstliche oder bürgerliche Tag, der bey den
                
            
            
                
                
                
                    meisten europäischen Völkern gebräuchlich ist, geht von
                
            
            
                
                
                
                    Mitternacht zu Mitternacht.
                
            
            
                
                
                
                    Die Italiener, die Chineser, die Juden, fangen den
                
            
            
                
                
                
                    Tag mit dem Untergang der Sonne an. Eben so wird
                
            
            
                
                
                
                    auch der Anfang des kanonischen Tages gerechnet.
                
            
            
                
                
                
                    Die heutigen Griechen sind die einzigen, welche den
                
            
            
                
                
                
                    bürgerlichen Tag mit dem Aufgang der Sonne anfangen.
                
            
            
                
                
                
                    Die Sternkundige nehmen den Tag von einem
                
            
            
                
                
                
                    Mittage bis zu dem audern an, weil es vermittelst einer
                
            
            
                
                
                
                    Mittagslinie bequem ist, die Sonne zu beobachten, wenr
                
            
            
                
                
                
                    sie in der Mittagslinie sich befindet.
                
            
            
                
                
                
                    Das astronomische und das gemeine Jahr.
                
            
            
                
                
                
                    Das Sonnenjahr oder die Zeit, welche die Sonne
                
            
            
                
                
                
                    anwendet, um die zwölf himmlischen Zeichen des Thier¬
                
            
            
                
                
                
                    kreises zu durchlaufen, ist von 365 Tagen5 St. 48 M. 48 S.
                
            
            
                
                
                
                    Die Sonnenmonate oder die Zeit, in welcher die
                
            
            
                
                
                
                    Sonne von einem Zeichen des Thierkreises zu dem an¬
                
            
            
                
                
                
                    dern fortrückt, sind nicht gleich, weil sie länger in den
                
            
            
                
                
                
                    nördlichen als in den mittäglichen Zeichen sich verweilt.
                
            
            
                
                
                
                    Nach der mittlern Bewegung hat ein Sonnenmonat 30
                
            
            
                
                
                
                    Tage, 10 Stunden, 24 Minuten, 4 Sekunden.
                
            
            
                
                
                
                    Das Mondenjahr hat 12 Monate, oder 354 Tage,
                
            
            
                
                
                
                    3 Stunden, 48 Minuten, 36 Sekunden.
                
            
            
                
                
                
                    Ein Mondenmonat, oder die Zeit von einem Neu=
                
            
            
                
                
                
                    mond bis zu dem andern, hat 29 Tage, 12 Stunden
                
            
            
                
                
                
                    44 Minuten, 3 Sekunden.
                
            
            
                
                
                
                    Das gemeine Jahr hat 365 Tage. Es ist ein Mond=
                
            
            
                
                
                
                    Sonnenjahr, in welchem alle bewegliche Feste sich nach
                
            
            
                
                
                
                    dem Ostervollmond richten.
                
            
            
                
                
                
                    Das Schaltjahr hat 366 Tage. Es entsteht aus dem
                
            
            
                
                
                
                    Unterschiede von 5 Stunden 49 Minuten, der sich zwi= war, um 10 Tage von dem Sonnenjahre abwich, so wur¬
                
            
            
                
                
                
                    schen dem gemeinen und Sonnenjahre befindet. Da der¬
                
            
            
                
                
                
                    selbe in hundert Jahren 24 Tage macht, so wird alle
                
            
            
                
                
                
                    4 Jahre in dem Monat Februar, nach dem drey und
                
            
            
                
                
                
                    zwanzigsten, ein Tag eingeschaltet, welches in hundert
                
            
            
                
                
                
                    Jahren 24 Schaltjahre macht. Es bleiben aber dennoch
                
            
            
                
                
                
                    5 Stunden 40 Minut. übrig, welche in vierhundert Jah=
                
            
            
                
                
                
                    ren wiederum 22 Stunden, 44 Minuten betragen. Die
                
            
            
                
                
                
                    Protestanten haben in Ansehung dieses Ueberschusses auf
                
            
            
                
                
                
                    das künftige Jahrhundert noch keinen Schluß gefaßt
                
            
            
                
                
                
                    aber bey den Catholicken ist festgesetzt, daß dreymal nach
                
            
            
                
                
                
                    einander das hunderte Jahr ein gemeines Jahr, das Kalender im Jahr 1752. und die Schweden in dem fol¬
                
            
            
                
                
                
                    vierhunderte hingegen ein Schaltjahr seyn sollte. Durch
                
            
            
                
                
                
                    diese Einrichtung kommt das gemeine Jahr dem Sonnen
                
            
            
                
                
                
                    jahre so nahe, daß es in 400 Jahren nicht mehr als um zu bestimmen, von einander unterschieden sind, indem
                
            
            
                
                
                
                    eine Stunde und 20 Minuten, und in 7200 Jahren erst
                
            
            
                
                
                
                    um einen Tag von demselben abweicht.
                
            
            
                
                
                
                    sern Zeiten eben so lang sind, als sie vor einigen Jahr.
                
            
            
                
            
        
        
            
            
                
                
                
                    hunderten gewesen. Als der berühmte Enler die neuern
                
            
            
                
                
                
                    Beobachtungen mit denjenigen vergliche, welche Walther
                
            
            
                
                
                
                    von Nürnberg in dem funfzehenden Jahrhundert ange¬
                
            
            
                
                
                
                    stellt hatte, so fand er, daß seit dieser Zeit die Bewegung
                
            
            
                
                
                
                    der Sonne, oder vielmehr der Erde, merklich schneller ge¬
                
            
            
                
                
                
                    worden, welcher Umstand die Jahre nothwendig kürzer
                
            
            
                
                
                
                    machen muß. Diese geschwindere Bewegung köͤnnte von
                
            
            
                
                
                
                    dem Wiederstand herkommen, welchen die Himmelsluft
                
            
            
                
                
                
                    in dem Lauf der Erde verursacht, und wodurch diese einen
                
            
            
                
                
                
                    engern Zirkel zu beschreiben genöthiget wird. Wenn
                
            
            
                
                
                
                    diese Eulerische Beobachtung in der Folge bestätigt wird,
                
            
            
                
                
                
                    so folgt daraus, daß, nachdem die Laufbahn der Erde im¬
                
            
            
                
                
                
                    mer enger wird, selbige endlich die Stelle der Venus und
                
            
            
                
                
                
                    nach diesem die Stelle des Merkurius einnehmen wird.
                
            
            
                
                
                
                    In dieser Nähe aber würde sie das Feuer der Sonne
                
            
            
                
                
                
                    nicht ertragen können, sondern durch die Flammen ver¬
                
            
            
                
                
                
                    zehret werden.
                
            
            
                
                
                
                    Die dreyerley Kalender.
                
            
            
                
                
                
                    Jn dem christlichen Eurova sind dreyerley Kalender
                
            
            
                
                
                
                    bekannt, der Julianische, der Eregorianische und der
                
            
            
                
                
                
                    Verbesserte.
                
            
            
                
                
                
                    Den alten Julianischen Kalender hat man nach und
                
            
            
                
                
                
                    nach verlassen, so daß er heut zu Tag nirgends mehr im
                
            
            
                
                
                
                    Gebrauch ist, als in Rußland. Nach diesem Kalender
                
            
            
                
                
                
                    sind die unbeweglichen Feste von den unsrigen um 11 Tage
                
            
            
                
                
                
                    in diesem Jahrhundert unterschieden, und in dem fol¬
                
            
            
                
                
                
                    genden werden sie es um 12 Tage seyn. Die beweglichen
                
            
            
                
                
                
                    Feste fallen zuweilen auf einen Tag mit den unsrigen:
                
            
            
                
                
                
                    zuweilen entfernen sie sich auch bis auf 5 Wochen von
                
            
            
                
                
                
                    denselben. Jn dem gegenwärtigen Jahre ist Ostern den
                
            
            
                
                
                
                    24 März, welches nach dem verbesserten Kalender der
                
            
            
                
                
                
                    6 April ist.
                
            
            
                
                
                
                    Den gregorianischen Kalender hat Pabst Gregoriue
                
            
            
                
                
                
                    der XIII. eingeführt. Er wurde in dem Jahre 1582. in
                
            
            
                
                
                
                    den katholischen Ländern angenommen, und da das julia=
                
            
            
                
                
                
                    nische Jahr, welches bis dahin in Europa im Gebrauche
                
            
            
                
                
                
                    den sie im Monat October ausgelassen, so daß man nach
                
            
            
                
                
                
                    dem vierten sogleich den funfzehnden zählte.
                
            
            
                
                
                
                    Der verbesserte Kalender ist in den protestantischen
                
            
            
                
                
                
                    Ländern gebräuchlich. Er ist erst mit dem Anfange die¬
                
            
            
                
                
                
                    ses Jahrhundert eingeführt worden. Der Unterschied
                
            
            
                
                
                
                    zwischen dem julianischen und Sonnenjahre betrug im
                
            
            
                
                
                
                    1700ten Jahre eilf Tage. Diese wurden nach dem 18
                
            
            
                
                
                
                    Februar weggenommen, so daß man statt des 19. sogleich
                
            
            
                
                
                
                    den 1 März zählte. Das Fest Matthias wurde den 18.
                
            
            
                
                
                
                    Febr. gefeyert. Die Engellander haben den verbesserten
                
            
            
                
                
                
                    genden angenommen.
                
            
            
                
                
                
                    Da diese beyden Kalender in der Art das Osterfest
                
            
            
                
                
                
                    man sich bey dem Gregorianischen der Zicklischen Rech¬
                
            
            
                
                
                
                    nung und bey dem verbefferten der astronomischen be¬
                
            
            
                
                
                
                    Es ist noch nicht ausgemacht, daß die Jahre zu un= dient, um den Ostervollmond jeden Jahrs zu finden, so
                
            
            
                
                
                
                    sind sie in Ansehung des Osterfestes schon zweymahl in
                
            
            
                
                
                
                    diesen