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4tes Stück. Montag, den 14. Januar 1771.
Wien.
Bibliothek der Oesterreichischen Litteratur, dritter
und vierter Band.
aufrichtig sagen, was wir darinn Gutes finden, und
Bänden reden.
Einmal entdecken wir an den B. daß ihr Geschmae
richtig und gründlich, und dies mehr, als bey einigen
andern ihrer Landsleute sey, die auch ähnliche Jour.
näle schreiben. Sie haben Gefühl des Schönen, ver
stehen die Regeln der genauen Kritik, und treffen
durch beides geleitet, sehr bald auf die Anstöße der Au
toren, die sie beurtheilen. Ihre Sprache hat zwar
nicht durchgehends eine ganz correkte Richtigkeit, doch
kann man den Fleiß nicht unbemerkt lassen, den si
anwenden, um sich ihrer ganz zu bemächtigen. Wi
wünschten nur, daß sie sich nicht zu sehr von einer ge¬
wissen modischen Wortschöpfung, und der ängstlicher
Nachahmung des freyen Tons im Urtheilen, den sie
vermuthlich aus einer bekannten Schule deutscher Jour¬
nalisten angenommen haben, hinreißen ließen. Mai
kann unpartheyisch urtheilen, ohne grob zu werden.
Allein in diesen Fehler verfallen die V. oft, und nie¬
mand wird es billigen, daß sie ihren Klemm mi
einer mehr, als orbilischen Ruthe peitschen.
Sodann müssen wir anmerken, daß es den V. doch
an einem Geschick fehlt, mitten in ihre Kririken jene
eigne feine Reflexionen einzumischen, die z. E. die V.
der ehemaligen Berlinischen Litteraturbriefe so unge¬
zwungen und lehrreich anzubringen wußten. Dadurch
wird ein sonst, aus Beurtheilungen fremder Schrif=
Wir wollen bey Anzeige dieses kritischen Journals ten, bestehendes Journal zugleich ein eignes Werk der
V. und theilt nicht bloß Lob und Tadel aus, sondern
was wir noch wünschten, im Verfolg zu finden, und breitet sich mit ihrem eignen Geiste der Nachforschung
zuletzt von einigen einzelnen Stücken in diesen zwo auch auf neue Gegenstände aus, und giebt dem gelob¬
ten und getadelten Schriftsteller Gelegenheit in seinem
Fache etwas zu lernen, und künftig auszuüben. —
Nächstdem gestehen wir noch überhaupt, daß das gan=
ze Journal denen, die nicht Oesterreicher sind, und
dem Gange die Wissenschaften in einem Lande nachzu¬
spähen Beruf haben, bey manchen Kritiken zu gedehnt,
und durch Localeinfälle zu fremd und weniger nutzbar
vorkommen müssen.
Wir wollen nun einige einzelne Stücke und zwar
Uebersetzungen, denn Kritiken und endlich prosaische
und poetische Aufsätze, die man hier mitgetheilt hat,
aufführen. Gleich im dritten Band ist eine prosaische
Uebersetzung des Gedichts des Herrn Dorat: La
Comoedie; welches zu seinem Werk von der Declama=
tion gehört. Die Uebersetzung deucht uns überflüßig,
da das Original überall verständlich ist, es wäre denn,
daß man in Oesterreich noch Muster guter Uebersetzum
gen brauchte. Dem mußte aber auch diese theils rich¬
tiger, theils ungezwungner seyn. Gleich die zwote
Zeile, wo Dorat die Comödie beschreibt; sie sey die
Kunst de parler, de gemir, de tonner sur la scene,
übersetzt der V. die Kunst jetzt zu reden, jetzt zu
schweigen, jetzt zu donnern.
Das jetzt steht hier
falsch,