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Verstand, als vielmehr Verschmitztheit, und der lie= der sein ehrliches und wohlwollendes Herz nicht dazu
benswürdige Mangel dieser so sehr gepriesenen Fä¬
higkeit, heißt Einfalt. Ist die Ursache derselben
in der Schwäche der Urtheilskraft überhaupt zu su¬
chen, so heißt ein solcher Mensch ein Tropf, Ein¬
faltspinsel etc. Da die Ränke und falsche Kunst¬
griffe in der bürgerlichen Gesellschaft allmählich zu
gewöhnlichen Maximen werden und das Spiel der
menschlichen Handlungen sehr verwickeln, so ist es
kein Wunder, wenn ein sonst verständiger und red¬
licher Mann, dem entweder alle diese Schlauigkeit zu
verächtlich ist, als daß er sich damit beschäftige, oder
Berlin, den 7. Febr.
Die Winterlustbarkeiten sind zu Ende, und des Kö= Kayserl. Commissarium.
nigs Majestät begaben sich den letzten Jan. nach Char=
lottenburg, speisten Mittags daselbst mit dem Prin¬
zen von Preußen, dem Prinzen Heinrich und den bey
den Prinzen von Braunschweig. Vorgestern Nach¬
mittags hatte der Internuntius Achmet Effendi die
Neugierde, unter dem Gottesdienst die Jerusalems¬
rirche, und gestern auf dem hiesigen Schloß die Zim¬
mer, das Curiositäten= und Münzencabinet nebst der
Königl. Bibliothek zu besehen.
Wien, den 21. Jan.
Donnerstags den 19ten ist des Herrn Feld=Mar=
schaus und Hof=Kriegsraths=Presidenten Grafen Leo=
polo von Daun Gemalin, Frau Josepha, gebor¬
ne Gräfin Fuchs auf Bimbach und Dornheim, eine
Tochter des Grafens Christophori Ernesti dieses Na=
mens, und Antonii Grafen von Nostitz Wittwe im 53sten
Jahr ihres Alters verschieden. Dieser Tagen ist der
Feldmarschall, Prinz von Zweybrücken, von Prag
auhter angelanget. Heute ist der erste Ball auf der so
genannten Mehlgrube für den Adel, welcher bey den
Soofapartements den Zutritt hat, gehalten worden.
Man vernimmt, daß die Abreise Sr. Majestät des
Kaysers und Sr. Königl Hoheit des Kronprinzen
Josephs auf den 2ten März festgesetzet ist, ihr Auf=
enthalt zu Franckfurt nur bis zu Ende des Marzei
oder aufs längste bis zum Anfange des Aprils dau¬
ren möchte, und daß dahin alle zu Wien residirende
auswärtige Gesandten Se. Majestät begleiten werden.
Osnabrück, den 19 Jan.
Hiesiges seit dem 6 Febr. 1761. vier Jahr lang
verwayste Hochstift schmeichelt sich mit der Hofnung
nächstens wieder einen neuen Fürsten=Bischof zu er¬
halten. In einer vorgestern von dem Dom=Capitu
gehaltenen Capitularversammlung wurde Terminus
postulationis auf den 27 Febr. festgesetzt und man
nennt auch bereits den Kayserl. Gesandten im Nie=
bewegen kann, sich von der menschlichen Natur einen
so verhaßten Begrif zu machen, unter Betrügern al¬
lerwärts in Schlingen gerathen und ihnen viel zu
lachen geben müße, so daß zuletzt der Ausdruck, ein
guter Mann, nicht mehr auf eine verblümte Art,
sondern so gerade zu, einen Einfaltspinsel, gelegent¬
bedeute; denn in der
lich auch einen H
Schelmensprache ist niemand ein verständiger Mann,
als der alle andere für nichts beßers hält, als was
er selbst ist, nemlich für Betrüger.
(Die Fortsetzung folgt künftig.)
dersächsischen Crays, Herrn Grafen von Raab, als
Haag, den 28 Januar.
Heute ist der am Dänschen Hofe bisher gewesene
Spanische außerordentliche Abgesandte, Marquis von
Pignatelli, von Coppenhagen hier angekommen, und
wird unverzüglich über Paris nach Parma gehen
unter dem Character eines bevollmächtigten Mini¬
sters Sr. Katholischen Majest. bey dem Infanten
Don Philipp. Der Baron von Rheden, Churfürst¬
lich Hanöverscher Cammerjunker des Königs von Eng¬
land, Herr Bigot, General=Major im Dienst der Ge¬
neral=Staaten, wie auch Ober=Mundschenk des Statt
halters, und Herr Beilwitz, Hofjunker des Herzogs
von Braunschweig=Wolfenbüttel sind den 26ten dieses
nach Hellevoet=Sluys abgegangen, um die Anlandung
des Erbprinzen von Braunschweig und seiner Ge¬
mahlin zu erwarten.
London, den 17. Jan.
Vorgestern nahm der Erbprinz von Braunschweig
von unserm Hofe Abschied, und reisete mit der Prin¬
zeßin Augusta seiner Gemalin um 4 Uhr Nachmit¬
tags ab. Dies hohe Paar brachte die Nacht zu
Witham 37 Meiten von hier beym Grafen Aber¬
corn zu, und ist heute von Harwich zur See gegan¬
gen. Eine dringende Angelegenheit muß diese Ab¬
reise beschleunigt haben, weil der Erbprinz Willens
gewesen seyn soll bis zum nächsten Marz oder April
in England zu verweilen. Unter andern Zeugen, die
man am 19ten dieses verhörte, sagten die Buchdrucker
aus, daß Herr Wilkes ihnen die Handschrift vom 45sten
Stück der Nordischen Britten eingehändigt, daß er
den Probebogen davon selbst corrigiret, und man ihn
durchgängig für den Verfasser dieser ganzen periodi¬
schen Staatsschrift gehalten hätte rc. Nicht mehr als
ein einziges Mitglied im ganzen Unterhause thet ei¬
nen förmlichen Widerspruch. Die Herren Pitt und
Legge aber befanden sich gar nicht gegenwärtig. Den=
selben