prov=READ-COOP:name=PyLaia@TranskribusPlatform:version=2.15.0:model_id=39995:lm=none:date=27_07_2024_19:47
2024-07-27T19:33:55.406+02:00
2024-07-27T19:47:14.961+02:00
Beylage zum 21ten Stück der Königsbergischen gelehrten u. polit. Zeitung, 1771.
Fortsetzung der im 19ten St. abgebrochenen
Beylage.
Die Bäder sind der Ort, wo die Konstantinopolita=
nischen Schönen wöchentlich ein oder zweymal zusam=
men kommen. Sie begeben sich, von ihren Sklavinnen den. Die gewöhnliche Einrichtung ihrer Liebesverständ¬
begleitet, dahin: aber so bald sie angelangt sind, so er= nisse ist, daß sie ihrem Liebhaber einen Ort in dem La¬
kennt man den Unterschied des Rangs nicht mehr an der
Kleidung. Sie befinden sich hier alle in dem natürlichen
Stande, ohne weder Schönheit noch Fehler zu verber=
gen. Einige sind in dem Bade, andere unterhalten sich
mit einander, oder haben eine Arbeit von Geschmack oder und es ist so schwehr, dieses Geheimniß zu ergründen,
Mode vor sich, andere nehmen Kaffe oder Sorbet: viele
ruhen auf ihren Küssen, und lassen sich ihre Haare auf
tausenderley Arten durch ihre Sklavinnen zurechte ma=
muth, welche Milton unserer ersten Mutter beylegt, ehe
sie noch gelernt hatte, zu erröthen. Sie erinnern sich der
Anmerkung, welche ehemals eine englische Abgesandtin
bey dieser Gelegenheit gemacht hat, daß, wenn es Mod=
wäre, nackt zu gehen, man fast keine Aufmerksamkeit
auf die Gesichtsbildung haben würde, und daß diejeni=
gen, welche die zarteste Haut oder die feinste Gestalt hat
ten, an ihrer Bewunderung den größten Antheil gehabt
wesen, als der andern. Diese Bader sind für die Wei=
ber in Konstantinopel das, was bey uns die Kaffehäuser, in diesem Reiche an; der Divan selber trägt Ehrfurcht
aus der Stadt zusammengetragen, andere zuweilen aus= hinrichten läßt, so wird er sich doch niemals an seinen
gedacht, und tausend Arten sich zu belustigen erfunden.
Nichts ist mit der Ehrerbietung zu vergleichen, mit
welcher die Türken dem schönen Geschlechte begegnen, des Großsultans nicht erfüllen, weil ich nie darinn ge¬
einem Lande oder von einer Religion seyn, von welcher
sie will. Es ist genug, daß sie von dem weiblichen Ge=besonders, daß sich keine rechtmäßige Gemahlin darin
schlechte ist, um als etwas heiliges angesehen zu werden.
Ein Mann, der einer Frau auf der Straße begegnet,
wendet die Augen von ihr ab, als wenn ihm nicht er=
laubt wäre, sie anzusehen. Ein Türk, der sich so weit oder Bacha des Reichs dem Kayser geschenkt. Wenn
vergienge, daß er eine Weibsperson übel behandelte,
wurde als der verachtlichste unter den Menschen angese=
hen, und liese Gefahr, gesteiniget zu werden. Wenn sie
auch Unrecht hätte, so ist alles, was er thun kan, daß
er ihr Vorstellungen macht, oder, welches viel klüger
gethan ist, daß er seinen Weg geht. Die türkischen Schö=
nen bilden sich so viel auf dieses Vorrecht ein, daß fie en
öfters, aber allezeit ungestraft, mißbrauchen.
Bey dieser Gelegenheit muß ich erinnern, daß die
türkischen Weiber nicht so sehr in ihrem Haram einge= einer Schönen die ihr bevorstehende Ehre angekündiget
schloßen sind, als man gemeiniglich bey uns dafür halt. wird, so bringt man sie in ein Bad, man beräuchert
Sie können ausgehen, wenn es ihnen beliebt, und kein
Mann darf sich unterstehen, sich ihrem Willen zu wider=
setzen. Aber sie müssen mit ihren zween Murlin erschei=
men, davon der eine das Gesicht außer den Augen, und
der andere den ganzen Kopsputz bedeckt, und bis auf die
Helfte des Rückens herunter fallt. Man verbirgt auch
die ganze Gestalt in einen Ferigee, ohne welchen kein
Weibsbild öffentlich erscheint. Sie begreifen leicht, wie
sehr alles dieses eine Person verstellt, so daß man gewiß
kein Frauenzimmer von Stande von ihrer Sklavin un= Die Türken haben eine Erzählung, daß eine französische
terscheiden kan. Auch dem eyfersüchtigsten Manne fällt
es unmöglich, seine Frau zu erkennen, wenn er ihr auf
der Straße begegnet. Dabey ist keiner Mannsperson er¬
lanbt, eine Frau anzurühren oder ihr nachzufolgen.
Diese unaufhörliche Verkleidungen verstatten den
Türkinnen vollkommene Freyheit, ihren Ergötzungen
nachzuhängen, ohne zu fürchten, daß sie entdeckt wer=
den eines Juden bestimmen, wohin man hier eben so
zu gehen pflegt, als anderswo in die Gewölber, in wel=
chen allerley Kostbarkeiten zu sehen sind. Weiber von
Stande lassen ihre Liebhaber selten wissen, wer sie sind,
daß zuweilen ein zärtliches Verständniß halbe Jahr¬
lang dauert, ohne daß der Verliebte diejenige kennt, die
er liebt. Sie begreifen leicht, daß die Anzahl der getreuen
chen. Alles die es geschiehet mit der majestätischen An= Weiber sehr gering in einem Lande seyn muß, wo man
von der Schwatzhaftigkeit eines Geliebten nichts zu be=
fürchten hat, da bey uns so viele Weiber das Herz ha=
ben, sich nicht nur über diesen Punkt hinauszusetzen
sondern auch über die Strafen, womit sie in jener Welt
bedroht werden. Diese letzte Sittenlehre wird noch dazu
den Türkinnen niemals vorgeprediget. Sie fürchten
übrigens den Zorn ihrer Männer sehr wenig, und haben
Mittel genug in Händen, sie bey der gehörigen Ehrer=
hatten, obschon ihr Gesicht vielleicht weniger schön ge= bietung zu erhalten. Mit einem Wort, ich sehe die tür=
kischen Weiber als die einzige freye Klasse von Menschen
für die Manner sind. Hier werden alle neue Zeitungen vor sie, und wenn der Großsultan auch einen Bassa
Haram vergreifen.
Ich kan Ihr Verlangen in Ansehung des Serails
Sie nehmen hievon keine Weibsperson aus, sie mag aus wesen bin. Seine Einrichtung geht in verschiedenen
Stucken von den Haram der andern Türken ab, und
befindt. Der Großherr hat nichts als Beyschläferin,
welches die schönsten Sklavinnen sind, die man finden
kan. Sie werden entweder gekauft, oder von dem Weßir
der Sultan noch eine Mutter hat, so steht das ganze
Serail unter ihr. Jhr Sohn erhalt alle Tage aus ih=
ren Handen diejenige, die ihm Gesellschaft leisten soll=
Es könnte ihn zwar niemand hindern, sich selber seine
Beyschläferin zu wahlen: allein wenn er es thäte, so
würde eine solche Handlung als den Gesetzen des Serails
und der Ehrerbietung gegen seine Mutter zuwiderlau=
fend angesehen werden. Wenn hingegen diese todt ist,
so übernimmt ihre Verrichtung der Kißlar Aga. Sobald
sie mit wohlriechendem Räucherwerk, man kleidet sie auf
das kostbarste an. Sie bekommt von dem Kayser ein
Geschenke, worauf er sich zu ihr in ihr Zimmer verfügt.
Man hat vorgegeben, als wenn sie sich zu den Füßen
in das Bett hinein begäbe: allein dieses ist falsch, so
wie die Fabel von dem zugeworfenen Schnupftuch. Auch
hat nicht diejenige, die zuerst einen Sohn gebiehrt, den
ersten Rang, sondern diejenige behält ihn beständig,
welche die Gewogenheit des Sultans zuerst erhalten hat.
Königliche Prinzeßin auf einer Wallfahrt nach Jerusa¬
lem von Seeraubern gefangen und in das Serail des
Türki=