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den 28. Februar 1766.
17tes Stück. Freitag,
Halle.
Kritische Briefe, die schönen Wissenschaften be¬
reffend, von J. F. Kinderling, der Weltw
Nag. Bey J. J. Kurt. 1765.
Die Kunst, sagt man, steigt immer höher, und
so möchte es auch mit der Kritik gegangen seyn. Alle
Welt will Seide bauen, und in Frankreich hat man
gar Handschue aus Spinneweben gemacht. Alle
wenn sie nur zur Signatur ihrer Waare aufsetzen
konnen, wie die Gewürzhändler: supra feine Sorten
wie es wolle. Sehr wenige haben den Horaz be¬
griffen: fungi vice cotis, indessen ist das Feld der
gesunden und bescheidenen Kritik eines der lehr¬
reichsten, und die Deutschen würden in den schönen
wdenn die Fackel der Kritik nicht so manche Schriften
beleuchtet, und die gelehrte Durchstecherey alle Waa¬
den zollfrey durch den Schlagbaum durchgehen las=
sen. Dieses würde Nachläßigkeit seyn, so wie un¬
gerechte oder seichte Kritiker als harte Zöllner, und
die letzteren nach dem gewöhnlichen Zusatz als Sün=
Briefe, Beyträge u. s. f. indessen können wir mit
Wahrheit sagen, daß die Briefe des Herrn Mag.
Kinderlings einen rühmlichen Platz in diesem
Fache einnehmen, wenn sie auch nicht in der Zueig¬
nungsschrift Schutzbriefe von Meiern und Mil¬
lern, einem Paar verdienstvollen Lehrern Deutsch¬
lands, hätten. Jedoch wir wollen sie durchlaufen,
und Kraft unsers tragenden Amtes wieder hin und
her, wo es nöthig ist, die Feile der Kritik darüber
Welt. möchte man zuweilen glauben, will kritisiren, gehen lassen, oder wo es recht ist, ehrenschuldigst ad¬
stipuliren. Der erste bis dritte Brief widerlegt
Bützowische Gedanken vom Begrif der Dichtkunst,
von Gewürzen, Zucker und dergleichen, es sey nun der chimärische Grundsätze in der Poesie verbannen
will, aber einen neuen Grundsatz aushecket, der auf
bloßen Eigendünkel beruhet und nichts neues sagt. —
Schon Racine der jüngere hat den Hauptbegrif
der Poesie ins Rühren gesetzt, und wir geben dem
Wissenschaften gewiß nicht so weit gekommen seyn, Herrn K. Beyfall, daß die baumgartensche Er¬
klärung eines Gedichtes immer die vorzüglichste
bleibt. Der vierte bis zum dreizehnten Brief ent¬
hält einen einsichtsvollen und angenehmen Commentar
über des Herrn Rect. Lindners Anweisung zur
guten Schreibart. Er rühmet es als ein Buch, wel¬
ches brauchbar und das beste für Anfänger wäre, das
der anzusehen wären. Wir haben genug kritische wir von der Beredsamkeit hätten, welches Geschmack,
Beur¬