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Barbaren dergleichen getragen. Ein Cimber ist ein
Kämpfer, Teut, von dem Zeitworte, thun, bedeutet
ein thätiges Wesen, wie die Gottheit ist, Tausang
ist das heilige Feuer, und Aurimia beym Tacitus
Allrune, eine Wahrsagerin. Der alten Deutschen
Regierungsform war gemischt von Edlen und
Gemeine.
Graven und Richter der Gauen,
(Dorfschaften) sind alter als die Herzoge. Der Ti¬
tel Großherzog war ihnen so verhaßt, als Rex bey
den Römern. Brennus der erste war ein Senno¬
ne, und von den Ueberbleibseln des Heeres Brennus
des zweiten entspringen die Galater. Teutobach,
der Anführer der Teutonen, war gleichfals vielleicht
ein Sennone. Marius und Casar eignen sich in den
Kriegen mit den Deutschen zu viel Ehre zu. Des
Drusus Gespenst ist die unglückliche Retirade seines
Legaten Domitius über die Elbe. Herrmann ver¬
einigte mit sich die Sennonen und Longobarden, bei¬
de hießen hernach Vandalen. Die deutschen Völker
liebten schreckliche Namen, die Thüringer oder Reu¬
dinger von Thor, dem Donnergott, Sioamber von
Siegen und Kämpfen, Burgunder von Burg und
Schlössern. Das zweite Buch handelt von den
Sachsen und Wenden vor Heinrich dem Vogler.
Jener Name kömmt von Sassen, Einsaßen. Garde¬
leben ist des Crodo Löbe oder Halle. Der sächsischen
Herzoge sind mehr als zwölf gewesen. Wittekind
war nach seiner Unterwerfung an Karl den Großen,
nicht mehr Herzog, sondern ein Edelinger im Pri¬
vatstande; die Versetzung der Sachsen nach Sieben¬
bürgen vom Kaiser ist nicht zu beweisen.
Wenden sind Slaven, sarmatische Völker, keine
Deutschen; bauten aber eher Stadte als diese. Der
Meerwolf und die Kobolde sind Ueberbleibsel ihres
Aberglaubens, wie auch der rothe Adler im bran¬
denburgschen Wapen, ein Stück vom Sinnbilde des
Götzen Rhadigast. Obotriten und Wilzen beide
Wenden, waren ein Staatskörper unter einem Crole,
(Könige) nachher nahmen jene die fränkische, diese
die sächsische Parthey. Unter den letzten Carolin¬
gern traten die Wenden zusammen; ihre Bekehrung
war Schein. Das dritte Buch enthält die Ge¬
schichte der Sachsen und Wenden, von K. Heinrich
dem Vogler bis auf M. Albrecht den Bären. Die
Kriege jener beiden Nationen verursachte mehr
Staatsvortheil als Christenthum. Heinrich errich¬
zete noch keine Mark Brandenburg. Gr. Siegfried
war nur Oberbefehlshaber der wendischen Mark.
Merseburg sein Sitz, und die Wenden wurden zins¬
bar. Gero heist der erste Markgrav oder Comman¬
deur längst der Saale und Elbe, doch ohne Erbrecht
und Standeshoheit, die sich K. Otto der Große vor¬
behielt.
Helmolds Nachrichten sind hiebey am
glaublichsten. Die Herzoge und Marggraven über
die Wenden unter den sächsischen Kaisern waren nur
Beamte. Nach Gero wurde die wendische Mark in
vier getheilt, wozu Meissen kam. Die Begebenheit
des Gr. Werner von Waldeck mit Reichilden giebt
Stof zu einem Trauerspiel, und der Zweikampf ei¬
nes Sachsen und Wenden zu Werben ein Schau¬
spiel der alten Krieger. Gottschalk, der Großfürst
der Wenden, erhält durch dänische Hülfe seine Lan¬
de wieder. Von dem wendischen Fürsten Boguslav,
Mistevogs Sohn, kommen die pommerschen her.
Gottschalk leidet den Märtirertod und die Schicksale
der Adelheid, einer Mutter M. Heinrichs I. zu Solt¬
wedel, sind Zeugen von dem Hasse der Päbste. K.
Lotharius II. unterdrückte den wendischen Staat,
und belehnte Dännemark damit, welches daher den
Titel König der Wenden führt. M. Albrecht der Bär
bekam die Ost= und Nordmark vom K. Lothar für sei¬
ne Verdienste und für die Abtretung des Herzog¬
thums Sachsens an seinen Eidam, Heinrich den
Stolzen. Nach den Kriegen mit Pribislav und den
Sachsen erhielt M. Albrecht der Bär vom Konrad
III. wieder seine beyde Marken zu einem Fürsten¬
thum, welche zuerst den Namen von Brandenburg
führten. Der M. machte noch andre Eroberungen;
hatte Graven zu Vasallen, und führte das Christen=
thum völlig ein. Herr B. entdeckt allenthalben
große Geschichtskunde und eine mühsame Belesen¬
heit. Einige besondre Hyothesen giebt es auch noch
in diesem Werke, die man aus alten Urkunden her¬
vorklauben und rechtfertigen mag. Der Verf. giebt
indessen der ganzen deutschen Geschichte durch sein
Buch ein vorzüglich Licht. Die Ausführung ist in
einer nicht unangenehmen Schreibart. Da dieser er¬
ste Theil nur die alte Geschichte in sich begreift, so
wird die mittlere und neue sehr füglich noch zweene
Bande füllen. Und wer wird uns denn mit einem
Auszug und Kern eines kostbaren aber durch seine
Länge doch etwas ermüdenden Werkes beschenken? -
Kostet in den Kanterschen Buchhandlungen 6 fl.