prov=READ-COOP:name=PyLaia@TranskribusPlatform:version=2.15.0:model_id=39995:lm=none:date=12_07_2024_10:38
2024-07-12T09:50:04.562+02:00
2024-07-12T10:38:04.903+02:00
kerie eine Abhandlung verdiente, allein wir besinnen
uns daß eine Recension aus ihr zugeschnitten wer=
den soll. Herr Professor Gruner hat die löbliche
Absicht gehabt, eine Anweisung zur geistli¬
chen Beredsamkeit herausgeben; allein wir
zweifeln sehr ob er seine Absicht erreichet habe. Das
Buch ist denen beyden Herren Oberconsistorialräthen
Sack und Spalding zugeeignet, und man muß
gestehen, daß wenn der Verfasser so glücklich die
Materien in seiner Anweisung gewählt hätte, als er
das Paar Männer zu seiner Zueignung gewählt hat;
so würde sein Unternehmen denjenigen Dank verdie
nen den wir ihm jetzt nicht völlig zugestehen können.
Es ist bekannt was Sack und Spalding vor eine
ungekünstelte, und wenn ich so frey seyn darf, vor
ten großen theologischen Einsichten besitzen — Wir
haben heute wieder die Recensentenart so viel Lust zu
loben, daß wir weit lieber denen oft aus Neid oder
Bosheit verkannten Verdiensten derer unsterblichen
Sack und Spalding Gerechtigkeit widerfahren lassen,
als den Herrn Prof. Gruner herumnehmen möch¬
ten. Doch damit wir mit ihm säuberlich verfahren,
so mag er wissen daß es eine höchst unnöthige Arbeit
sey, in der Anleitung der geistlichen Beredsamkeit
die Beredsamkeit überhaupt, und was noch mehr ist,
die Beredsamkeit in §§, und überhaupt in einer
höchst unschicklichen Lehrart vorzutragen. Seine zwey¬
te Anmerkung ad §2. wo er sich nicht entbrechen kann
des Aristoteles Texms ρνο ßα Ti
des Cicero de ofatore ad Q. Fratrem libri tres, und
des Quinctilianus de Institutione oratoria libri duo-
decim, nach seiner Art anzupreisen, hätte hienächst
unter andern neuern Anleitungen zur Beredsamkeit
den ramlerschen Batteux empfehlen sollen, und
wenn seine Zuhörer dieses alles hinreichend ver¬
dauet; so hätte er sein Collegium mit der geistlichen
Beredsamkeit anheben sollen. Ueber die Beredsam¬
keit überhaupt hat er das lange nicht so vorzüglich
gesagt und sagen können, was andere vor ihm gesa¬
get haben; vielleicht wäre er nach unserem Plane
glücklicher gewesen — Vom Redner zum geistlichen
Redner ist der Schritt eben so klein, als der vom wird also eine Arbeit übernehmen, die dem Ka¬
vernünftigen Mann zum Christen — Wir bedecken rakter eines gemeinnützigen Gelehrten vollkommen
andere Fehler mit dem Mantel der Liebe, und neh¬
men uns die Freiheit, dem Herrn Professor wegen
des unvermutheten Ablebens seiner treuen Ehegat¬
tin, seiner geliebtesten Grötznerin, zu condoliren,
und das aus Lebensart, weil er uns nemlich ihren
Tod in der Vorrede gemeldet, nächstdem wünschen
wir seinem ältesten Sohne, der nach seiner Erzäh= Herrn Gottscheds, der in des Herrn H. Sprache
lung gefährlich krank darnieder lieget, eine baldige
Besserung. Kostet in den Kanterschen Buchhand= Abschnitt von Weisheit und Klugheit, seinen Gedau¬
lungen 1 fl. 15 gr.
Jena 1766.
J. C. Hennigs moralisch und politische Abhand=
lung von dem Wege zur Weisheit und Klugheit.
Gewiß ein wichtiges Thema, welches bey gehöri¬
ger Ausführung allen Ständen des menschlichen Le¬
bens nützlich seyn muß — Dem Verfasser hat es
aber beliebt alle Hofnung zu übertreffen, und die
Wörter Weisheit und Klugheit bloß an seiner Feder¬
spitze hängen zu lassen. Die 21 Paragraphen seiner
Schrift enthalten ganz bekannte Sachen, denen er
durch eine schlafmachende Atmosphere von Anmer¬
kungen gern ein gelehrtes Ansehn gegeben hätte. Er
spricht sehr viel von Endzwecken, Zwecken, Mitteln
und Projekten — Er behauptet daß es gleich gute
Mittel gäbe, aber gleichgültige hält er für unmög¬
eine herzliche Beredsamkeit bey ihren ausgemacht lich — Seine Einsicht, die sich nicht durch die Au¬
torität eines Leibnitz, Wolfs und anderer Ober= und
Unterofficiers des principii indiscernibilium blenden
läßt, lacht jeden aus der hierin nur einen Schein
von Widerspruch findet. Sein Exempel von den
zwey Löffeln zum Medicineinnehmen mag seine Zu¬
hörer ungemein überzeugt haben. Die angeführte
Beyspiele des Herrn Professors zeigen indessen daß
er ein gutes Herz hat, er sahe das Einschläfernde sei¬
ner verunglückten Abhandlung ein, und wolte sie
durch ein paar Erzählungen aufgeweckt machen —
Wir können nicht unterlassen dem Herrn H. wegen
seines Witzes zu gratuliren, wofern der Einfall des
Tartüffe p. 68. sich von Angeliken castriren zu lassen,
um sie dadurch zur Frau zu bekommen, von seiner
Erfindung ist. Vielleicht ist der V. in seiner prakti¬
schen Logik, die er bisweilen als einen starken Be¬
weisgrund seiner in allen halbvergeßnen Moralen
befindlichen Problem Auflösungen anführt, glücklicher
gewesen. Er giebt dem Herrn Darjes und Meyer
im Vorbeygehen die verbindlichsten Beynamen und
führt sie an, wir zweifeln aber daß sie das Vergel¬
tungsrecht brauchen werden. Einmal erwähnt er
auch den Rabner, ohne zu bemerken daß dieser ihn
mitgemeynt da er Noten ohne Text schrieb. Uebri¬
gens sind wir sehr der Meynung des Herrn Ver¬
fassers wenn er in seiner Vorrede sagt: Derjenige
gemäß ist, wer sich bemühet seinem Nebenmenschen
den Weg zur Weisheit und Klugheit zu bahnen,
einen Weg auf welchem wir nur gerade fortwan¬
deln dürfen, um glücklich zu werden.
Bis daß der Verfasser diese Materien besser be¬
handelt, wird er uns erlauben in der Moral des
höchstens ein Gefreyter in der Philosophie ist, den