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retisch, und Leser, die wahren evangelischen Trost
suchen, dürsten diese Predigten eben nicht sehr rüh¬
men.
Wir wollen noch einige Titel von Predigten an¬
führen woraus man die Wahrheit unsers ganzen
Urtheils einsehen wird. Die erste: Ueber das
Freye, und Offenbare, in der Bekannt¬
machung des Evangelii; In der zwoten:
über Matth. 11, 4. 5. In der vierten: Ueber
die Verfluchung der Juden, und in der
siebenten: Von denen Gesprächen JEsu
nach seiner Auferstehung wird man sehen
wie der V. zuweilen unbemerkte Wahrheiten,
und exegetische Muthmaßungen geschickt entdecken
kann; obgleich der, in der letztern S. 122. vorge
brachte Beweis, warum Christus noch 40 Tage auf
Erden erschienen sey, ein wenig spielend aussieht.
Die 12te und funfzehnte Predigt beweisen den Hang
des V. zum Pelagianismus. Die 9te und 11te
von den Dunkelheiten der Offenbarung werden denen
sehr angenehm seyn, die über diese Materie aus ei¬
nem neuerlich recensirten Buch des Herrn Töll¬
ners nicht völlig beruhiget sind.
Kostet in der
Kanterschen Buchhandlung allhier wie auch in
Elbing und Mitau 2 fl.
Leipzig.
"Anekdoten zur Lebensgeschichte berühmter Fran¬
"zösischer, Deutscher, Italienscher, Holländischer,
"und anderer Gelehrten. Siebenter Theil, 15 B.
in 8, 1764.
Man muß erstaunen, wenn man von diesen Anek¬
doten schon den 7ten Theil erblickt, ohne daß in allen
vorhergehenden 6 Theilen andere, als franz. Gelehr¬
te beschrieben worden sind. Der Titel ist also gar
zu grossprecherisch und dennoch wär es vor deutsche
Leser ungemein angenehm, wenn sie von ihren
Landsleuten mehr Anekdoten zu lesen bekämen. Im
gegenwärtigen Theil finden wir zwar einige, jedoch
nicht sehr merkwürdige Proben. Alles, was daselbst
von Leibnitz, Holberg, von der Hardt
und Gundling erzählet wird, ist theils gar zu
bekannt, theils noch sehr ungewiß. So wird z. E. Kosten in den Kanterschen Buchhandlungen 1 fl.
eine Stelle aus einem Briefe des Leibnitz an den
sel. Pfaff angeführet, worin er von der Theodice
schreibet: Miror, neminem hactenus fuisse, qui
lusum hunc meum senserit: neque enim Philoso¬
phorum est, rem serio semper agere, qui in fin¬
gendis hypothesibus ingenii suis vires experiuntur.
Wir zweifeln ob diese Stelle authentisch sey, und
führen sie deshalb an, um einem unsrer Herrn Ma¬
gister nach Leibnitz=Wolffscher Lehrart, Gelegenheit
zu geben, eine neue Dissertation, oder falls die
Götter wollen! einen Commentarium darüber zu
schreiben, damit ihr sel. Glaubensvater vertheidiget
werde. Man könte wohl von vielen verstorbenen,
und noch lebenden Gelehrten gnug Anekdoten über
ihre Thorheiten, kleine Spiele des Schicksals, häus¬
liche Vorfälle, sinnreiche Einfällen, und sonderbare
Begebenheiten, liefern, die nicht in ihren Büchern
stehen, sondern in näherer Bekanntschaft ihrer Zeit¬
genossen gegründet sind. Aber dazu wird erfodert,
daß der Anekdotenschreiber viel Offenherzigkeit be¬
sitze, und sich gute Spione halte, um unsern gelehr¬
ten Herrn aufzulauren. Alsdenn würde man man¬
chen großen Mann der durch zwölf Volumina be¬
rühmt worden ist, in ein kleines Kartenmänngen
verwandelt sehen. Wir wissen viele solcher Anekdo¬
ten: weil wir uns aber ein wenig für der Märtirer¬
krone der Wahrheit fürchten, so wollen wir so klug
seyn, wie unser Verfasser, und das beste verschwei¬
gen. Zuletzt führen wir hier noch die Grabschrift
auf Gundling an damit wir doch sagen können, daß
wir eine Anekdote aus den Anekdoten
erzehlt haben:
Hier lieget ohne Haut,
Halb Mensch, halb Schwein, halb Wunderding.
In seiner Jugend klug,
In seinem Alter toll
Des Morgens wenig Witz
Des Abends allzeit voll
Beweint, ruft Bachus lant,
Dies theure Kind, ist Gundeling.