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2024-04-18T06:00:23.612+02:00
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Beschluß des Nord=Britten.
Ein despotisch gesinnter Minister wird allezeit sei¬
nen Prinzen mit hochtrabenden Begriffen des Vor¬
zuges und der Ehre seiner Kron zu verblenden trach=
ten, welche er standhaft zu unterstützen die Parade
machen wird. Meines Theils wünsch ich so sehr
wie jemand im Königreich die Ehre der Kron. Ko¬
niglicher Würde gemäß, behauptet zu sehen, verlage
aber dieselbe bis zur Verunehrung gesunken zu fin¬
den. Was vor Schande war es die Sicherheit die=
ses Landes (wider die Meynung der Königlichen
Würde selbst) wegcomplimentiret und solche dem
Vorurtheile und der Unwissenheit einer Gattung Leu¬
ten aufgeopfert zu sehen, die am allerwenigsten ge¬
schickt sind, in einer Sache welche die Sicherheit des
Hauses Hannover angehet, um Rath befraget zu
werden? Ich wünsche die Ehre der Kron in Anse¬
hung unserer Alliirten heilig vertheidiget und die
Würde derselben gegen ausländische Fürsten gewissen=
haft behauptet zu sehen. Ists möglich, daß eine so
schändliche Sache, ein solches Opfer der Ehre der
Kron Englands, sich zugetragen haben kann: daß
ein Minister bereits die Hand Sr. Majestät bey sei¬
ner Ernennung nach dem übermuͤthigsten und undank¬
baresten Hof von der Welt, zu gehen, geküsset haben
solle, ohne vorhergängige Versicherung einer gegen¬
seitigen Ernennung zu haben, worauf doch der ge¬
ringste Hof bestehen wuͤrde, ehe er anders fortfüͤhre
eine Sache zu thun welche dessen Ehre sonst so nach¬
theilig ist? Allein die Churfürstliche Staatskunst
ist immer dem Wiener Hofe gehorsam gewesen und
vergißt den Stolz mit welchen der Graf Colloredo
England verlassen hat. Aus Bewegursachen von
Würde und Oeconomie küssete Lord Stormond ein
schottischer Pair aus dem getreuen Hause der Mur¬
rays, am Freytage in der Österwoche, wie ich mey¬
ne, Ihro Majestät die Hand, doch dies schändliche
Verfahren hat in der Londoner Gazette der Nation
noch keine Schande angehangen. Das Ministerium
schämt sich nicht die Sache in geheim zu thun, es
fürchtet sich nur für die Publication. War es zärt¬
liche Achtung für die Ehre des verstorbenen Königs
oder für die Ehre Ihro gegenwartigen Majestät,
welche in diesen ersten Tagen des Friedens den Lord
George Sackwill nach Hofe berief, an der allgemei¬
nen Freude welche ein jeder rechtschaffene Hofmann
bey der dem Lord Ligonier angebotenen Beschimpfung
und der Beförderung des — empfand, theil zu neh¬
men? Geschahe dies um eine fürstliche Dankbarkeit
für die herrlichen Dienste des vollkommenen Gene¬
rals aus dem Hause Braunschweig zu zeigen? wel¬
cher so großen Theil an der Errettung Europens von
dem französischen Joche hat, dessen Nefen wir in
dem Besitze der allerliebenswürdigsten Prinzeßin von
der Welt, bald glücklich gemacht zu sehen hoffen.
Oder ist man willens die Ehre der Kron nur gegen
die vereinigten Wünsche eines getreuen wohlgezoge¬
nen Volks zu behaupten, welches sich auf die glückli¬
che Experienz der Talente, Geschicklichkeit, Redlich¬
keit und Tugend derjenigen gründet, die den Ruhm
erhalten daß sie ihr Vaterland von der Dienstbarkeit
und dem Verderben befreyet; um durch alle Kunst
der Bestechung und Furchteinjagung eine Art schwa¬
cher, verrenkter, untüchtiger — zu unterstützen, die
ich alles nur nicht einen Minister nennen wil; mit
denen der Favorite noch immer überleget wie er die¬
ses Königreich mit der eisernen Ruthe beherrschen
möge. Das Stuartsche Haus hat allezeit den Kopf
von den Sklavischen Lehrsätzen der absoluten unab¬
hängigen und unbegränzten Macht der Krone, voll
gehabt, und einige von dieser Linie waren so schlecht
unterrichtet worden, daß sie solche sogar in die Aus¬
übung haben bringen wollen, allein die englische Na¬
tion war zu wachsam auch den geringsten Eingrif in
die alten Freiheiten dieses Königreichs zu erleiden.
Der König von Engelland ist nur die fürnehmste
obrigkeitliche Person dieses Landes, aber von den
Gesetzen mit der ganzen Vollziehungsmacht belehnet,
jedennoch haftet er seinem Volke wegen gehöriger
Vorstreckung des Königlichen Amts in der Wahl der
Minister rc. wie der geringste seiner Unterthanen in
seinen Particulier=Pflichten. Der persönliche Cha=
racter unsers gegenwärtigen liebreichen Souverains
macht uns ruhig und glücklich, daß eine so große
Macht in solche Hände geleget ist; aber der Favorite
hat zu gerechte Ursach vor sich gegeben, als daß er
dem allgemeinen Verdachte entgehen solte. Das
Vorrecht der Kron ist, die landesgesetzliche Macht,
die ihr anvertrauet ist, nicht nach blinder Gunst und
Partheylichkeit sondern mit Weisheit und Urthei¬
lungskraft, zu gebrauchen. Dies ist die Seele un¬
serer Landes=Verordnung. Auch das Volk hat sein
Vorrecht und ich hoffe die schönen Worte des Dry¬
den werden unserem Herzen eingegraben seyn:
Die Freiheit ist der englischen Unterthanen ihr
Vorrecht!