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4tes Stück. Montag, den 13. Februar. 1764.
Amsterdam.
De la Nature par Robinet. Tome Second. 1763.
groß Octav. Seiten 443. Jn dem ersten Band=
dieses Werkes sind schon 1761. vier Theile herausgekom=
men, auf welche jetzt der fünfte folgt, der den zweyten
Band ausmacht, und zu einer Erläuterung des dritten
Hauptstücks im ersten Theile dienen soll, worinnen ein
Gleichgewicht des Guten und Bösen in der Natur erhär=
ter wurde. Der Innhalt des gegenwärtigen aber han=
delt von dem Urheber der Natur und seinen Eigenschaf=
ten. Wir können den Geist unsers Schriftstellers nicht
kürzer und aufrichtiger als mit seiner eigenen Schlußfolge
mittheilen. Quelque chose a été faite; donc quel
que autre chose n’ a pas été faite; donc celle-ci
a fait l'autre. C' est à quoi on devroit reduire
la Theologie naturelle. "Etwas ist gemacht; folg=
lich ist ein Etwas, das nicht gemacht ist; folglich
"hat dies Etwas jenes Etwas gemacht.
Auf ein
quesque chose beruht der ganze Nachdruck dieser
neuen Gottesgelahrtheit, und die Erklärung des
Schöpfers auf ein Etwas, das ohne selbst gemacht
zu seyn Etwas gemacht hat. In diesem erhabenen
Begrif eines Etwas findt Herr Robinet theils Bewe=
gungsgründe der tiefsten Anbetung, theils den verdienst=
lichen Beruf zu einer sehr metaphysischen Bilderstürme=
rey; weil nemlich alle Eigenschaften, die man Gott
zueignet, durch eine ungeschickte Analogie veranlaßt
werden, und entweder auf sinnliche Erscheinungen, oder
willkührliche Abstractionen, bie sich selbst aufheben, end¬
lich hinauslaufen. Hierinnen besteht der gefährliche und
dem Menschen angeborne Anthropomorphismus, durch
den bloße Verneinungen körperlicher Eigenschaften zum
Character der Gottheit erdichtet, und sittliche Tugenden,
die doch auf die Bedürfniße der menschlichen Natur und
Gesellschaft eingeschränkt, und dem höchsten Wesen eben
so unanständig als unsere Gliedmaßen sind, in ein ko¬
loßisches Verhältniß gebracht und vergöttert worden.
Zu einem Schauspiel und Schlachtfelde dieser geistlichen
Abgötterey ist diese Fortsetzung des Herrn Robinet be¬
stimmt, der ja schon im 15ten Jahr seines Alters ein
philosophischer Fixstern erster Größe war, jetzt aber die
Krücken eines Locke und Roußeau zu seinen Stelzen und
Waffen macht. — Fast eben so unvermuthet, als die Welt=
Weisheit aus einer allgemeinen Wißenschaft des Mög¬
lichen zu einer allgemeinen Unwißenheit des Würcklichen
auszuarten anfängt, fast eben so unvermuthet werden
die Leser aus einem Irrgarten spitzfindiger Untersuchun
gen des Unendlichen in das Zimmer des Autors versetzt,
und haben daselbst die Ehre dem Besuch eines Metaphy=
sikers beyzuwohnen. — Auf einem so dornichten, aber auch
mit Blumen bestreuten Umwege vieler unnüͤtzen Fragen
und Antworten, fährt der Verfaßer, unter abwechselndem
Glücke, fort sich selbst zu überzeugen, daß es eine Läste¬
rung und Wiederspruch, wenigstens eine Thorheit und
Vorurtheil sey, von Gott zu sagen: daß er denke, hande=
le, weise, gütig und heilig sey. Weil dieser philosophische
Bann nun die ganze menschliche Sprache unheilig macht,
und man gänzlich verzweifeln muß ein unentweyhtes
Beywort darinn zu finden, das dem Namen Gottes mit
gutem Gewißen zur Seiten stehen kann: so blieb nichts
als das emphatische und eben so unschuldige Grundwort
Etwas übrig, worinnen nach dem standhaften Bekennt¬
niß des Herrn Robinets die ganze Fülle der Gottheit,
wie in einer tauben Nußschaale, verborgen liegt. Daß
in den Neun und Achtzig Hauptstücken dieses Theils
nichts nachtheiliges gegen das Ansehen der heiligen Schrift
enthalten sey, wird noch in einem kleinen Anhange
von zehn Absätzen worunter ein seltsames Gemälde vom
Gott der Juden, oben ein bewiesen. Die Bescheidenheit